Villa Valentin Kerstiens
Villa Valentin KerstiensValentin Kerstiens, jun. (1879-1948) baute 1908 diese Villa. Das Gebäude ist bedeutend für die Wohnverhältnisse der Fabrikanten des 20. Jahrhunderts.
Im Gegensatz zu den früheren Fabrikantenhäusern, bei dem eine Art Wirtschaftsanbau für die Lagerhaltung vorgesehen war, handelt es sich hier um ein reines Wohnhaus, bei dem die Tätigkeit des Eigentümers keine Rolle in der Gestaltung gespielt hat. Es ist dem Haus nicht anzusehen, dass Valentin Kerstiens in der Textilproduktion tätig war. Es entspricht viel eher den überregionalen und tätigkeitsübergreifenden Wohnvorstellungen der wohlhabenden Kreise.
Das Haus ist eine typische städtisch geprägte Fabrikantenvilla, so wie sie seit dem späten 19. Jahrhundert entstanden sind.
Das herrschaftliche Erdgeschoß enthielt neben Empfangszimmer und Wohnzimmer, Salon, Esszimmer noch eine Küche und Spülküche. Durch den Erhalt der Inneneinrichtung ist hier beispielhaft das Bauwesen kurz nach 1900 überliefert worden. Im Inneren sind die meisten bauzeitlichen Details erhalten. So u.a. die in allen Räumen des Erdgeschosses sich befindenden Deckenspiegel mit Stuckornamenten.
Außerdem befinden sich in einigen Räumen die ursprünglichen Kassettentüren mit alten Türbeschlägen, Wandfliesen und Fußböden. Im Obergeschoss hat eine Renovierung stattgefunden. Die ursprüngliche Struktur des Gebäudes ist jedoch erhalten.
Die massive Bauweise - Backstein mit Stuckverzierungen - hat in Neuenkirchen und in der Region eine Tradition, die auf Detailansichten die münsterländische Barockbauweise in der Kombination von Backstein mit Sandstein zurückgeht.
Das Haus ist bedeutend für die Gemeinde Neuenkirchen. Es ist das letzte in einer Reihe von großen Fabrikantenhäusern, die in der 100-jährigen Blütephase der Textilindustrie errichtet wurden.